
Bei den Staatsmeisterschaften messen sich jährlich die besten Tischlerlehrlinge Österreichs in ihrer Handwerkskunst. Dabei wird jedes Lehrjahr einzeln bewertet und das 4. Lehrjahr in den Schwerpunkt Produktion bzw. Tischlereitechnik aufgeteilt. Für die Landessieger aller fünft Bewerbe ging es am 21. und 22. Juni 2024 in die Brandboxx nach Salzburg.
(alle Fotos: WKS/Franz Neumayr/Hofer)
Silber für Tischlerlehrling Sebastian Paganal
Im vierten Lehrjahr mit dem Schwerpunkt Planung erreichte der Salzburger Sebastian Paganal, der beim Lehrherrn Modl Möbelmanufaktur (Neumarkt am Wallersee) seine Ausbildung macht, den zweiten Platz. Dabei war die Entscheidung denkbar knapp – hauchdünne zehn Punkte trennten ihn vom Sieg, welcher an die Steirerin Carina Kohlhofer ging.

(vlnr) Sebastian Paganal (Sbg), Carina Kohlhofer (Stmk), Elias Peglow (W)
Über die Staatsmeisterschaften
Die Staatsmeisterschaften sind die Leistungsschau des Tischler-Handwerks, bei der sich die Besten der Besten miteinander messen. Lehrlinge aus allen Bundesländern treten in einen Wettkampf miteinander und zeigen, was in ihnen steckt. Die Staatsmeisterschaft ist aber mehr als nur ein Wettkampf, er zeigt, was das moderne Tischlerhandwerk leistet und wie sich Lehrlinge, Lehrlingsbeauftragte und Betriebe in der Ausbildung einsetzen, um die Branche nach vorne zu bringen.
Fritz Schwab, Lehrlingswart Salzburg: „An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Ausbildungsbetrieben und Lehrlingsausbildern, die hier Verantwortung tragen und die nächste Generation vorbereiten, damit wir auch in Zukunft Facharbeiter haben, bedanken. Mein Dank gilt aber den Lehrlingen und ihren Eltern, die sich für diesen schönen Beruf entschieden haben. Es heißt unser Handwerk hoch zu halten und mit Freude uns den Aufgaben stellen, die uns erwarten werden.“
Team Salzburg im Überblick

Fritz Schwab, Lehrlingswart
David Breitfuß, 1. Lehrjahr, Tischlerei Felix Schmidhuber
Josef Gappmaier, 2. Lehrjahr, Lungauer Holzhandwerker
Christian Deisl, 3. Lehrjahr, Pugl-Pichler Christian
Sebastian Paganal, 4. Lehrjahr – Planung, Modl
Johannes Kendlbacher, 4. Lehrjahr -Produktion, Rupert Thurner (vlnr)
Eine eigene Wertung stellt auch immer der Mannschaftspokal dar. Quer über alle Lehrjahre werden hier die Punkte gezählt und so das Siegerbundesland ermittelt. 2024 war die Steiermark unschlagbar. Sie siegten vor Vorarlberg und Niederösterreich. Das Salzburger Team rund um Landeslehrlingswart Fritz Schwab konnte sich in dieser Kategorie den fünften Platz sichern. „Das Teilnehmerfeld war stark, die Aufgaben ziemlich tricky, aber wir haben gekämpft und nächstes Jahr in Kärnten werden die Karten neu gemischt und da peilen wir wieder ein Stockerl in der Mannschaftswertung an.“ In diesem Jahr war das zu fertigende Stück komplett unbekannt. Erst am Bewerbstag bekamen die Teilnehmer Informationen und Pläne über das zu fertigende Stück. Der Bewerb je Lehrjahr fasst dabei alle bisherig erlernten Kompetenzen zusammen. Die Teilnehmer hatten vier Stunden Zeit, um die geforderten Werkstücke gemäß Plan mit einem bereitgestellten Satz an Material zu fertigen. Bewertet wurde jeder Schnitt, jede Kante, jeder Millimeter und dazu bringt der Faktor Zeit zusätzliche Pluspunkte oder Abzüge.
Über den Tischlerberuf in Salzburg
Das Land Salzburg ist ein Tischlerland, dafür stehen rund 800 Handwerksbetriebe die im ganzen Bundesland großzügig verteilt sind. Das sind rund 3.000 Mitarbeiter und etwa 200 Lehrlinge. Die Ausbildung der Handwerker erfolgt fast ausschließlich in Klein- und Mittelbetrieben. KommR Herbert Sigl, Landesinnungsmeister ist stolz, wie sich der traditionelle Lehrberuf weiterentwickelt hat: „Der klassische Lehrberuf Tischlerei rangiert bereits seit Jahren unter den beliebtesten Lehrberufen. Parallel zur dreijährigen Lehre wurde mit der vierjährigen Ausbildung zum Tischlereitechniker (Schwerpunkt Planung und Produktionstechnik) ein weiterer Anreiz für angehende Führungskräfte geschaffen. So stehen auch die Tore zur Universität offen, denn in den letzten Jahren wurde sehr viel in Richtung Vereinheitlichung der Lehrabschlussprüfung getan. Diese wird im nationalen Qualifizierungsrahmen der EU auf der Stufe 4 stehen. Der Abschluss ist somit der Matura gleichgestellt.“
Du willst deine Zukunft aufmöbeln – das ist die Tischlerlehre
Bei dieser handwerklichen, kreativitätsbetonten Lehre ist Geschicklichkeit gefordert. Du stellst Bauteile, Möbel, Fenster, Türen, Holzfußböden, Werkzeuge oder Zierelemente nach Skizzen, Werkzeichnungen und computergestützt erstellten Plänen her. Dazu stehen Holzbearbeitungstechniken wie Messen, Anreißen, Hobeln, Stemmen, Sägen, Bohren, Schleifen und Drechseln auf dem Programm. Du bearbeitest Holzwerkstoffe und bedienst typische Tischlerwerkzeuge, Geräte und Maschinen – entweder alleine oder im Team. wood be nice | weiterführende Infos findest du hier.
Aufmerksamkeitsstarker Marsch durch Salzburg
Zur Siegerehrung ging es am Samstag Abend in das DomQuartier. Quer durch Salzburg marschierte ein Zug von 350 Menschen mit Fahnen und Musik. „Man muss das Handwerk den Menschen zeigen und zelebrieren, denn wir leisten Großartiges“, freute sich der Landesinnungsmeister über die gelungene Veranstaltung.
Einzigartige Trophäen für die Sieger
Neben vielen anderen organisatorischen Vorbereitungen zur Ausrichtung der Staatsmeisterschaften in Salzburg, gehörte auch die Frage nach der perfekten Trophäengestaltung und Logopräsentation. Auf Initiative des Holzcluster Salzburg wurde diese Frage als Projektarbeit mit der Fachhochschule Salzburg/Campus Kuchl (Design und Produktmanagement, Vertiefung Möbeldesign) aufgesetzt und mit der Salzburger Tischlerinnung intensiv diskutiert.
Student:innen stellten sich der Herausforderung, eine Trophäe und ein Logo für den Wettbewerb zu kreieren. Michaela Haider aus Steyregg in Oberösterreich ging als Siegerin für die Trophäe hervor. Im Mittelpunkt der Trophäe steht der Werkstoff Holz und dessen Maserung. Rund um den Kern aus edlem Nussholz bilden Glaselemente kunstvolle Freiformen. So wird der Fokus ganz automatisch auf den Kern der Trophäe gelenkt und somit das Holz bewusst als Kunstwerk in Szene gesetzt.
Gemeinsamer Festzug mit 350 Personen vom Congresshaus durch den Mirabellgarten, den Marko Feingoldsteg, weiter zum Hanuschplatz und über den Sterngarten in die Getreidgasse weiter zur Residenz.
Weiterführende Beiträge zum Thema
_ „Public Viewing“ 2024 – Bauvorhaben im Überblick
_ Landeslehrlingswettbewerb der Tischler und Holzgestalter 2024