
Der innovative Holzbau nimmt weiter beeindruckende Dimensionen und Formen an. proHolz Salzburg ermöglicht Interessierten am Dienstag, 27. August 2024 kostenlos einen geführten Besuch bei der Großbaustelle „GNICE – Wohnanlage am Dossenweg“ in der Stadt Salzburg. Ebenfalls geben beim Baustellengespräch die Bauherrschaft und das ausführende Unternehmen interessante Einblicke. Das Gespräch findet direkt am Baustellengelände statt und bietet in diesem Zuge die Möglichkeit, den Baufortschritt, Details und die technischen Entwicklungen im Lokalaugenschein zu begutachten. In rund eineinhalb Stunden bleibt bei einer gemeinsamen Baustellenjause am Ende noch ausreichend Zeit, um das Gehörte und Gesehene zu vertiefen und bei den Professionalsten nachzufragen. Bitte, wenn vorhanden, eigenen Bauhelm mitbringen.
Dienstag
27. August 2024
16:30 – 18:00 Uhr
GNICE – Wohnanlage
Dossenweg/Berchtesgadner Straße
5020 Salzburg
AUSGEBUCHT
GNICE – Schwerpunkt Holz-Hybrid-Bau
Bei der Auswahl der Public Viewing Projekte ist es uns ein Anliegen, die Vielfalt, Innovation und die Möglichkeiten des modernen Holzbaus zu zeigen. Daher werden nicht nur unterschiedliche Bauaufgaben und Baustellen besucht, es gibt bei jedem Termin zusätzlichen einen kurzen Impulsvortrag zu einem Schwerpunktthema. Beim Bauvorhaben GNICE gibt es einen Einblick zum Holz-Hybrid-Bau.
Wir haben uns im Vorfeld mit Brandl Bau Geschäftsführer Bernhard Zopf zum Thema unterhalten:
Herr Zopf, welche spezifischen Anforderungen und Herausforderungen gibt es bei der Planung und Konstruktion von Holz-Hybrid-Bauwerken?
Die gesamte Arbeitsvorbereitung muss im Einvernehmen mit Baumeister und Holzbaumeister getätigt werden, damit beim Arbeitsablauf auf der Baustelle alle Schnittpunkte und Details geklärt sind.
Welche Vorteile bietet der Holz-Hybrid-Bau im Vergleich hinsichtlich Nachhaltigkeit und Energieeffizienz?
Die Nachhaltigkeit und die Energieeffizienz vom Holzbau wird ja ohnehin laufend dokumentiert. Beim Massivbau ist die Dämmung in den meisten Fällen aus Kostengründen sehr eingeschränkt nur in EPS das heißt mit VWS möglich. Die Dämmung im Holzbau ist mit vielen nachhaltigen Produkten möglich und der Vorteil beim Holzriegelbau liegt darin, dass die Dämmebene bereits in der Wand liegt. Alle Holz- und Holzweichfaserprodukte sind nachhaltig und mit kurzen Transportwegen verfügbar.
Wie ist der Holz-Hybrid-Bau beim BV GNICE eingesetzt und was erwartet die Teilnehmer beim Besuch der Baustelle?
Es gibt beim BV Gnice zwei Ausführungsvarianten: Bei der ersten sind es Holzmassivwände in Brettsperrholz als tragende Wandelemente mit aufliegenden Massivbetondecken, welche betonkernaktviert werden. Die Wandstärken liegen zwischen 12 und 14 cm mit außenliegender Wärmedämmung aus Holzweichfaserplatten und Holzfassade. Die zweite Variante wird als typischer Betonskelettbau mit dazwischenliegenden Holzriegelwänden ausgeführt. Der Arbeitsablauf wurde von uns dahingehend optimiert, dass die Holzriegelwände bereits im Zuge der massiv ausgeführten Bauteile montiert werden und dabei bereits die Schalung der Betonsäulen beinhalten. Somit können wir bei der Ausführung Arbeitszeit und dementsprechend Kosten sparen.
GNICE – Energieautark und CO2-neutral
Das Projekt bietet eine zukunftsweisende Lösung, bei der sämtliche Energie für Heizung und Warmwasser zu 100 % auf dem eigenen Grundstück erzeugt wird. Die energieautarke Anlage hilft nicht nur Umwelt und Klima, sondern ganz maßgeblich auch den künftigen Bewohner:innen, da sie bei den Betriebskosten deutlich entlastet werden. Die Notwendigkeit einer umfangreichen und fossilen Brennstofflogistik sei nicht mehr erforderlich.
Das wegweisende Leuchtturmprojekt wird durch eine 500 kWp Solarstromanlage in Verbindung mit einer oberflächennahen Geothermie (mit einer Fläche von ca. 10.0000 m² unter der Tiefgarage) sowie einer Energierückgewinnung aus dem Abwasser aller Wohneinheiten ermöglicht. Mit diesem vollständig ökologischen Energiekreislauf wird vor Ort eine thermische Energie von ca. 1.400.000 kWh/a erzeugt, was die Wohnanlage buchstäblich zu einem eigenen „Kraftwerk“ macht. Als zusätzliches Goodie werden die Wohnungen während der Sommermonate kostenlos und CO2-neutral gekühlt. Durch die thermische Aktivierung der Geschoßdecken wird ganzjährig eine homogene Wohlfühlatmosphäre in den Wohnungen geschaffen. (Quelle: Stadt Salzburg)

Foto: Baustelle GNICE © Strobl Architekten
BAUHERR:IN
ARCHITEKTUR
AUSFÜHRUNG
Brandl Bau, Strobl
Projektbeschreibung GNICE
Naturraum Eichetwald
Der Eichetwald ist ein ehemals zusammenhängender, „eichenreicher Moorrandwald im Osten des großen Moorkomplexes. Das Waldgebiet grenzt im Norden kleinräumig bis an den Dossenweg bzw. bis an die dortigen Wiesen- und Ackerflächen, im Westen bildet die Berchtesgadnerstraße die Begrenzung.“ (salzburgwiki)
Idee Eichetwald
Der Eichetwald soll über den Dossenweg geführt werden: Ein Freiraum als identitätsstiftendes Merkmal für das Quartier. Die Idee war, den angrenzenden Eichetwald in das neue Quartier hereinzuholen. Er belegt die Mitte, damit möglichst Viele unmittelbar an diesem Freiraum Anteil haben dürfen. Durch diese Maßnahme verbindet sich der zentrale Freiraum mit dem großmaßstäblichen und bedeutenden Naturraum. Wohnen am Eichetwald!
Städteräumliche Verknüpfung Gneiserplatz
Der öffentliche Platz im neuen Quartier liegt in der Verlängerung der Eduard-Macheiner-Straße, die die Verbindung zum Kirchenplatz und weiter zum Naherholungsgebiet Almkanal herstellt. Hiermit wird eine ideale Anbindung an das Rad- und Gehwegenetz großräumig gesichert.
Gneisplatz Quartiersplatz
Ein Platz, der auch über das neue Quartier hinaus strahlt! Öffentliche und gemeinschaftliche Einrichtungen werden am Gneisplatz konzentriert. Hier finden sich die Orte für den täglichen Bedarf und Kommunikation. Das Café am Platz wird von der Caritas betrieben und kann sich auf den Platz ausdehnen. Der Kindergarten wird von hier aus erschlossen. Ebenso der Gemeinschaftsraum, die „Gute Stube“ sowie Food Cooperative der Wohngruppe. Ebenfalls zentral gelegen: eine Arztpraxis.
Zonierung Gesamtareal
Die Abschirmung zur Berchtesgadnerstraße zeigt einen öffentlichen Charakter, höhere Baukörper mit harter, massiver Erscheinung. Der Übergang zu den kleinteiligen Wohngebieten ist poröser, weicher und privater, mit leichteren, niederen Gebäudetypologien.
Vielfalt der Häuser mit verbindenden Fassaden
Unterschiedliche Gebäudetypologien und Architekturen schaffen eine lebendige Vielfalt im Quartier. Die Materialien in abgestimmten Naturtönen verbindet alle Gebäude zu einer gesamtheitlichen Identität. Ein einheitlicher Klinkersockel und rau verputzte Fassaden prägen an der Berchtesgadnerstraße einen vorstädtischen Charakter. Zur Landschaft hin schaffen dunkle und helle vertikale Holzverkleidungen mit Fassadenbegrünungen an den übrigen Gebäuden eine ländliche Wohnatmosphäre im Grünen.
Forschungsprojekt syn.ikia
Das Bauvorhaben ist Teil eines internationalen Projekts von syn.ikia. Dabei werden vier reale Energieversorgungs-Demonstrationsfälle entwickelt und analysiert, die auf die vier verschiedenen Klimazonen und Entwicklungsprojekte Europas zugeschnitten sind. Das Projekt GNICE steht für ein kontinentales Klima. Neben Salzburg werden Demonstrationsobjekte in Norwegen (für arktisches Klima), in den Niederlanden (für maritimes Klima) und in Spanien (für mediterranes Klima) realisiert. Während der Planungs- und Bauphase, sowie während der Einzugsphase, wird das Bauvorhaben sozialwissenschaftlich von raumsinn – Mag. Sarah Untner, begleitet.