Die Art des Bauens ist sehr stark vom Zeitgeist abhängig. Aktuell erleben wir eine Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit und Ökologie in der Bauweise und der Raumnutzung. Eine Baukultur für Morgen erfordert bereits heute eine Weitsicht und Mut zum langfristigen, ganzheitlichen Denken. Der moderne, innovative Holzbau ist prädestiniert für die zukunftsfitten Bauaufgaben.
Baukultur – Was immer wir tun, wir sind umgeben von gebauter Umwelt.
„Architekten, Ausführende und Landespolitik beschäftigen sich intensiv mit dem Thema der Baukultur für Morgen. Der heimische Baustoff Holz wird aufgrund seiner Vorzüge hinsichtlich Verarbeitung, Gewicht, Nachhaltigkeit und Wohngefühl zukünftig noch eine wesentlichere Rolle einnehmen“, sagt proHolz Salzburg Geschäftsführer DI Martin Winkler.
„Baukultur ist, wie wir mit gebauter Umwelt umgehen“, sagt DI Michael Strobl, Vorsitzender Architekt der Ziviltechnikerkammer Oberösterreich und Salzburg. „Daraus begründet sich die hohe Verantwortung, der nicht allein wir Ziviltechniker:innen verpflichtet sind, und deshalb stellen wir stets die höchsten Ansprüche betreffend Qualität an uns selbst und an die Projekte. Nachhaltigkeit kann schnellem Gewinn und kurzfristigem Nutzen zwar im Weg stehen, aber nachhaltiges Planen zahlt sich langfristig immer aus.“
Baukultur von Morgen erfordert schon heute Weitsicht, es erfordert Mut zum langfristigen, ganzheitlichen Denken. In diesem Sinn hat die Initiative „Neues Europäisches Bauhaus“ bereits EU-weit die Vision einer „schönen, nachhaltigen und inklusiven Baukultur“ aufgezeigt.
„Handeln müssen aber wir selbst in den einzelnen Regionen und am einzelnen Projekt. Wir sehen das als große Chance um Veränderung positiv zu gestalten“, sagt Strobl und schließt mit Blick auf Salzburg ab: „In der Praxis heißt das für uns, dass wir die naturgegebenen Ressourcen und Möglichkeiten bei jedem Projekt bestmöglich einzusetzen und weiterzuentwickeln haben. Unsere Erfahrungen im Holzbau bieten hierfür die besten Voraussetzungen, die Visionen einer Baukultur von morgen schon heute in die Realität umsetzen zu können.“
Fokus Holzbau – Fachveranstaltung mit dem Blick in zukunftsfittes Bauen
Mit diesem Zeitgeist im Blick lud proHolz Salzburg am 14. März 2024 zur sechsten Auflage von FOKUS Holzbau mit dem Thema „Baukultur für Morgen“ ins Imlauer Hotel Pitter. Dabei folgten mehr als 100 Teilnehmer der Einladung zur Fachveranstaltung, die in Kooperation mit der Kammer der Ziviltechniker:innen, Architekt:innen und Ingenieurkonsulent:innen für Salzburg und Oberösterreich umgesetzt wurde. Drei renommierte Vortragende aus der österreichischen Holzbau-Architektur widmeten sich in je rund 30-minütigen Vorträgen einem großen Themenblock.
Holz als Zukunft des Bauens? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Wiener Architekt DI Markus Zilker bei seinem Vortrag und kam dabei zu folgendem Schluss: „Wir brauchen eine umfassende Betrachtung aller Umweltauswirkungen eines Gebäudes, auch, oder vor allem, in der Phase der Herstellung und Errichtung. Dadurch wird Holz, das Kohlenstoff bindet und nachwächst, ganz selbstverständlich zu einem der wichtigsten Baustoffe der Zukunft werden.“
Im Anschluss an den ersten Vortrag des Abends ging Architektin DI Caroline Rodlauer, die auch als Ortsbildsachverständige tätig ist, dem Ortsbild in den Regionen nach: „Die Zukunft des Bauens wird sich vermehrt auf Um- und Zubau sowie Nachverdichtung bereits bestehender Bausubstanz fokussieren. Auch Leerstandsaktivierung, die Erhaltung unserer Baukultur und eine Ortskernbelebung rücken in den Mittelpunkt. Der Holzbau erscheint prädestiniert für diese zukunftsfitten Bauaufgaben und wird hier maßgeblichen Beitrag für ein attraktives Ortsbild leisten und somit die „Visitenkarte“ unserer Ortszentren.“
Das Vortrag-Triple rundete Architekt Univ. Prof. arch. mag. Juri Troy ab, der Einblick in die studentische Ausbildung für zukünftige Architekten lieferte und dabei den Transfer des Holzbaus im 21. Jahrhundert vom ländlichen Raum ins Urbane schärfte: „Mit der neuen Stiftungsprofessur (TU Wien) versuchen wir das Thema Holzbau besonders im urbanen Raum zu thematisieren und den Studierenden mit der gemeinsamen Arbeit an aktuellen Fragestellungen das nötige Rüstzeug mitzugeben, um zukünftig nachhaltige Entscheidungen für ganzheitliche Gebäudekonzepte treffen zu können.“
Holz im Wohnbau der Zukunft?
Salzburgs Bauschaffende interessierte an diesem Abend das Thema Wohnbauförderung. Landesrat Mag. Martin Zauner, zuständig für Wohnbau und Raumordnung, informierte dazu: „Wir werden in der neuen Wohnbauförderung schon genau darauf schauen, wie das Bauen der Zukunft aussieht. Das ist notwendig, muss ökologisch sein und mit wenig CO2-Emsissonen verbunden. Das der Holzbau Bauaufgaben gut lösen kann, zeigen auch Nachverdichtungsbeispiele in der Stadt Salzburg, zum Beispiel eine zweistöckige Aufstockung auf ein Bestandsgebäude in Taxham. Wie schon in der alten Wohnbauförderung der Baustoff Holz berücksichtigt wurde, werden wir auch darauf schauen, dass dieser in der neuen Wohnbauförderung vorkommt und seinen Platz hat.“
ProHolz Salzburg Obmann Ök.-Rat Rudolf Rosenstatter unterstrich die wirtschaftliche Bedeutung der Branche für das gesamte Bundesland: „Salzburg ist ein modernes Holzland. Das zeigen nicht nur die aktuellsten Bauvorhaben von der Stadt bis ins Land hinaus, sondern auch die heimische Wertschöpfungskette. Wir haben in der Forst- & Holzwirtschaft 1.200 Betrieb, 23.000 Personen beziehen ihr Einkommen daraus und die gesamte Branche erwirtschaftet rund 1,6 Milliarden Euro Wertschöpfung jährlich“. Dabei handelt es sich nicht um Umsätze von Unternehmen, die weit höher sind, sondern um die Wertschöpfung in Form von Löhnen, Gehältern, Investitionen sowie Steuern und Abgaben für die öffentliche Hand. Damit ist die Branche mit rund 6 % an der gesamten Bruttowertschöpfung Salzburgs und einem Anteil von 7 % an den Beschäftigten auf Augenhöhe mit den Leistungen des Tourismus, der in Salzburg sicherlich als Zugpferd gilt.